(ich dachte zumindest könnte ich dem Thread einen ehrlichen Namen geben - tatsächlich dieser aber gelogen, hier wird gar nix versprochen)
Wer keine Geduld hat, möge an dieser Stelle direkt aussteigen, das wird lang.
Kommunikation & TransparenzVerschiedenste Gründe in meinem Leben halten mich davon ab, der Kommunikation hier so viel Zeit zu widmen, wie von mir gewünscht, angemessen oder überhaupt notwendig wäre. Wie in
diesem Post bereits beschrieben, schwanke ich beständig zwischen den Extremen:
- nur noch auf die neue Version konzentrieren
- nein, die bisherige Version muss noch vernünftig gepflegt werden
Im Endeffekt tue ich dann keins von beidem und scheue mittlerweile auch stark davor zurück, etwas anzukündigen, bloß um dann wenige Monate später doch wieder vom gegenteiligen Weg überzeugt zu sein. Ich sehe nicht, dass sich dieser Zustand in absehbarer Zeit ändern wird. Ich habe eine ~3/4 fertige Version für das aktuelle Spiel herumliegen - zum Leben zu wenig, zum sterben zu viel. Die möchte ich schon gerne noch releasen. Und dabei doch zumindest die Features und Fixes XY... ihr versteht, wirazf das hinaus läuft. Vielleicht auch Trugschluss der versunkenen Kosten? Aber all das hat sich, wie ich eingestehen muss, zu einem ziemlichen Hemmnis für mich entwickelt, mich im Forum zu melden.
Wenn ich mich vielleicht auch nicht in der Lage sehe, die Kommunikation von meiner Seite angemessen zu verbessern, so kann ich doch zumindest versuchen, einen Blick hinter meine Gehirnwindungen zu ermöglichen. Also habe ich beschlossen, meinen Schlaf heute Nacht zu opfern und etwas Einblick zu gewöhren. Oder es zumindest zu versuchen. Meine innere Stimme schimpft übrigens augenblicklich mit mir: "Das ist gerade nur ein Weg zu prokrastinieren! So kommst du dem neuen AFM wieder kein Stück näher, die Zeit könntest du sinnvoller nutzen!"
Die Wurzel allen ÜbelsIch bin damit kein Einzelfall, viele kennen das: Todo-Listen über Todo-Listen, Backlogs über Backlogs, die man mit sicher herumschleppt, vor sich herschiebt. Ganz gleich ob auf dem Papier, digital oder bloß gedanklich in Form von "Ah, du müsstest eigentlich dringend endlich mal..."
In diesem Hamsterrad lebe ich nun schon mindestens einige Jahre - und habe viel und oft mit Prokrastination zu kämpfen gehabt. Ich glaube, der AFM war mit ein Grund, mein Studium zu prokrastinieren, bei dem ich zwei mal den Schwerpunkt gewechselt habe.
Angst vor der eigenen Courage?
Gut möglich.
Über das letzte Jahrzehnt habe ich immer mehr Maßnahmen ergriffen, um zu versuchen, mich besser zu organisieren - und meinen Kopf frei von Ablenkungen zu bekommen, damit ich mich auf das eigentlich jeweils verfolgte Ziel konzentrieren kann. Dabei taucht dann unweigerlich die Frage auf: Was IST denn eigentlich das Ziel?
2014 war ich für einen ziemlich ausbeuterischen Arbeitgeber tätig, von dem ich leider nicht so ohne weiteres weg konnte, da ich meine Diplomarbeit an den Betrieb gekoppelt hatte. (keine Angst, die Geschichte ging gut aus, ich hab den Laden hinterher verklagt)
Ich erinnere mich nich, wie ich mich im Herbst 2014, kurz bevor ich dort kündigte, zum Brainstorming hingesetzt hatte, um überhaupt erstmal herauszufinden, was eben diese Ziele sind. Was ich dafür erreichen muss, was dem im Weg steht usw. Und zu schauen, was für Maßnahmen ich ergreifen kann, um diese besser zu erreichen. Eines dieser sechs Ziele damals war meine Vision vom neuen AFM.
Allerdings war auch damals schon das Problem: Es gab noch fünf weitere Ziele. Eines davon hat mit meiner Familie zu tun und steht definitiv noch vor dem AFM. Und hat mit diesem keinerlei Überschneidungen. Aber bei zwei von den übrigen vier ging mir auf: Was ich in diese Richtung unternehme, kommt indirekt auch dem AFM zu Gute. Ich bin mir bis heute unsicher, ob diese Erkenntnis letztlich positiv war oder die Wurzel allen Übels darstellt.
ZeitsprungDen größeren Teil von 2014 und 2015 verbrachte ich als freiberuflicher Software-Entwickler und baute mir einen kleinen Kundenstamm auf, den ich auch heute noch betreue. Mitte 2015 fing ich dann allerdings bei einem neuen Arbeitgeber an, bei dem ich auch heute noch tätig bin. Um mich besser zu organisieren, wuchs über die Zeit bei mir ein wildes Sammelsurium von Excel-Tabellen und Notizlisten in Form von Markdown-Dateien. Da ich schon von je her absoluter Statistik-Nerd bin (konnte ich mich bei Anstoss 3 stundenlang drin verlieren), ist mit der Zeit ebenso die Menge an Daten gewachsen, die ich angefangen habe, hier zu erfassen:
- Wie lange habe ich geschätzt, dass ich für eine Aufgabe brauche?
- Wie lange habe ich wirklich gebraucht?
- Wie viel Zeit habe ich wann für welches Projekt aufgewendet, was sollte ich für die Zukunft einplanen?
- Für wann kann ich sinnvoll welche Zeitfenster einplanen?
Mal einen Sprung 8 Jahre in die Zukunft:
All diese Excel-Tabellen, gespickt mit unzähligen komplexen Formeln existieren nicht mehr, die Notizzettel ebenso wenig. Stattdessen wird all das von mir nun in einer Web-Anwendung verwaltet, die in gewisser Weise einen Prototypen für den neuen AFM darstellt. U.a. plane ich darin auch einen großen Web-Shop, der ebenfalls auf seine Weise ein Proottyp für den neuen AFM ist (klingt komisch, ist aber so). Hätte ich dieses Tool nicht mehr, würde ich möglicherweise dem Impuls nachgeben, einfach blind in den Verkehr zu laufen. Ich verwalte darin sowohl berufliche als auch private Projekte, hinterlege mir Links und Anleitungen zu allem möglichen, was ich nochmal nachschlagen möchte und halte in Backlogs alle möglichen Ideen (u.a. Feedback zum AFM hier im Forum) fest, plane wann der nächste Beschnitt der Apfelbäume im Garten ansteht... err... an dieser Stelle fällt mir gerade auf: Das beste Tool hilft leider nicht, wenn man dessen Erinnerungen ignoriert.
Langer Rede kurzer Sinn: Dieses Tool dient mir quasi als zweites Gehirn - damit mein primäres Gehirn sich nur auf das wichtige fokussieren kann.
AbstraktionEinmal wieder zurück nach 2014. Damals hatte ich begonnen durch die Arbeit an mehreren Kundenprojekten eine einheitliche Plattform zu erstellen, mit der ich verschiedene Projekte abbilden kann, ohne immer wieder den selben Code zu schreiben. Nehmen wir eine Nutzeranmeldung: sowas ist bei eigentlich jedem vernünftigen Web-Framework entweder direkt mit enthalten oder als zusätzliches Paket installierbar.
Viele andere Sachen hingegen muss man trotzdem immer wieder neu programmieren - jedes mal irgendwie dann doch ein kleines bisschen anders benötigt. Und vieles oft funktional identisch - nur vollkommen anders dargestellt. Und um so größer eine Anwendung wird, desto mehr Spezialfälle es gibt... desto träger die Weiterentwicklung des ganzen.
Mein Gedanke damals: Verdammter Dreck, ich will keinen Webshop mehr bauen, keinen Fußball Manager, keinen Blog, kein Videoportal und keine digitale Fernsehzeitung! Ich will ein "Web-Portal" bauen. Und diesess Portal KANN dann etwas anderes werden!
Das ist jetzt kein bahnbrechender, neuer Gedanke, ich habe da alles andere als das Feuer erfunden. Mittlerweile gibt es auch echt eine Menge richtig starker Frameworks, die viel in diese Richtung mitbringen. Aber das entscheidende bisschen fehlte mir überall. Also habe ich damit begonnen, mir meine eigene Basis zu entwickeln. Ursprünglich für WordPress und Symfony - mittlerweile in Laravel (für die technisch interessierten).
Für die noch weiter interessierten - stark inspiriert hat mich dieser Vortrag:
https://www.youtube.com/watch?v=MF0jFKvS4SIFür die Richtung, in die ich da gehen wollte, muss man offen für Abstraktionebenen sein. Das geht oft in Richtungen, in die "man als normaler Mensch" gar nicht denken würde. Mal als eher noch harmlosere Beispiele:
- die Aufstellungsseite beim AFM ist quasi das gleiche, wie das Gruppentraining. Und quasi auch das gleiche wie ein Kanban-Board
- eine Excel-Tabelle mit einer Produktliste ist eigentlich nichts anderes als die Seitenliste mit ähnlichen Videos auf YouTube
- der Menüpunkt zum Führen der Spielergespräche ist technisch nahezu das selbe wie ein Online-Bewertungsbogen zur Kundenzufriedenheit
Ein ständiger BegleiterEine Zeitlang war ich beim AFM sehr inaktiv. Zum Teil hatte das mit dem oben beschriebenen wachsenden Problem zu tun, zum Teil aber auch mit starker privater Angespanntheit (Hauskauf, Hausverkauf, Hauskauf) zu tun, ich berichtete bereits
an anderer Stelle. Dennoch hat mich der AFM durchgehend begleitet und tut es auch heute.
Dass ich z.B. morgens auf der 30-Minuten-Autofahrt zur Arbeit darüber sinniere, wie es sich realisieren ließe, dass im Hintergrund des Spiels ein vollständiges, detailliertes Spielerprivatleben abläuft, passiert sehr oft. Auf eine Weise, dass man dessen Auswirkungen in Schwankungen am denn Spielwerten erkennen kann - die Gründe aber nur mitbekommt, wenn man genau hinschaut: Ereignisse, Zeitungsartikel, Interviews, persönliche Gespräche...
Situationen in meinem Alltag, die mir geeignet erscheinen, landen auf einem Notizzettel für neue Ereignisse im AFM.
Oder ich sitze auf der Arbeit, entwickle eine "Drag & Drop"-Funktion für ein Speisekartengestaltuns-Tool und notiere mir nebenbei, welche Pakete und Funktionen ich hiervon auch für die Aufstellungsseite im neuen AFM verwenden kann.
Seit einigen Jahren höre ich beim Arbeiten gerne diverse Synthwave-Streams - hier hat sich mittlerweile eine Liste an Tracks angesammelt, bei denen ich gerne irgendwann die Komponisten kontaktieren würde, um sie in einer Desktop-Version des AFM als Soundtrack einzubauen.
Ganz sicher werden bei weitem nicht alle dieser Ideen jemals umgesetzt werden - aber an Motivation oder Kreativität in diese Richtung mangelt es mir kein bisschen. Falls also bei dem einen oder anderen die Vermutung besteht, ich würde mich bloß nicht vom Spiel lösen wollen, es innerlich aber schon aufgegeben haben - das ist weitab der Realität.
Alles ist verbundenMein Verwaltungstool baut auf meinem "Web-Portal"-Framework auf, welches auch für den neuen AFM als Unterbau dient. Ende 2021 habe ich dieses Framework schließlich auch bei mir im Unternehmen integriert, um in der Endphase eines Projekts damit schnell einen Verwaltungsbereich zur Verfügung stellen zu können. Seit Mitte letzten Jahres arbeite ich mit meinem Team an der Entwicklung eines großen Web-Shops, der unternehmensweit eingesetzt wird und auch auf dem Framework aufsetzt. Die Überlegungen gehen langfristig in die Richtung, das Framework (also zur Erstellung eines generellen Web-Portals) als Open Source zu veröffentlichen. Was natürlich nur dann passieren wird, wenn das aktuelle Projekt erfolgreich ist.
Das alles ist für mich gleich in mehrerer Hinsicht lukrativ:
- die Software, die ich für den AFM einsetze, wird von einem mehrköpfigen Team weiterentwickelt, ich muss das nicht als Einzelkämpfer tun
- zugleich entwickle ich damit auch den Unterbau für mein Verwaltungstool nicht mehr allein weiter
Zugleich bedeutet das für mich allerdings auch, dass betriebliche Belange was die Software angeht, noch stärker im Fokus stehen, als sie es sowieso tun würden. Zum einen, da ich natürlich großes Interesse daran habe, dass die Entwicklung so weiter läuft und mir langfristig stark nützen wird. Zum anderen aber auch, da ich mich verpflichtet fühle, hierfür einen entsprechenden Ausgleich zu erbringen: Dass ich unsere Software inklusive Weiterentwicklungen durch mein Team auch für den AFM einsetzen darf, war eine der ersten Sachen, die ich vor Beginn des Projekts im vergangenen Jahr geklärt habe. Mit explizitem Verweis auf den AFM: Man ist sich also durchaus bewusst, dass ich nicht nur einen Shop, sondern damit quasi gleichzeitig einen Fußball Manager entwickle.
Das ist in meinen Augen alles andere als eine Selbstverständlichkeit und wird mir langfristig deutlich mehr ermöglichen, als ich nur als Einzelkämpfer schaffen könnte.
Die Auswirkung davon ist, dass ich mich in den letzten Monaten zunehmend oft abends oder am Wochenende dabei wieder finde, wie ich Sachen für den Shop programmiere, die auch der AFM benötigt oder benötigen wird. In den letzten Wochen ist hier viel Zeit in die Unterstützung für unterschiedliche Skins/Branding geflossen, was mir schon jetzt eine enorme Menge Zeit erspart hat, die ich sonst später noch in Layouting hätte stecken müssen (was mir kein Stück liegt und immer ein großer Zeitfresser für mich ist).
Ich arbeite nahezu jeden Tag am AFM. Es sind bloß meistens keine "direkten Arbeiten". Was ich direkt am AFM machen muss (und seit Wochen nicht weiter verfolgt habe), ist die vollständige Konvertierung der bisherigen Datenbank in das neue Datenmodell. Das Modell selbst steht fast vollständig (Verwandtschaftsbeziehungen unter Spielern und Fangruppierungen fehlen noch. Ansonsten braucht es aber noch die Fleißarbeit alle ~130 Tabellen zu konvertieren, die ich bisher nicht aufbringen konnte. Letztlich hat sich das aber sogar als positiv für mich erwiesen: Im November musste für den Shop ein allgemeiner Konverter für die Datenbank anderer Shops, die abgelöst werden sollen, geschrieben werden. Etwa 2/3 der Arbeit für den AFM sind damit nun schon erledigt.
Wann sind wir endlich da?Natürlich stellt sich irgendwann die Frage, wie lange man denn auf dem Weg zum Ziel diverse Nebenstraßen befahren möchte. Wie lange man die Axt schärfen möchte. Oder vielleicht mit einer gamer-näheren Metapher gesprochen: Wie lange ist es sinnvoll, sich über alle möglichen Nebenquests weiter aufzupowern, damit man den Endboss dann facerollen kann?
Und hier schließt sich dann der Kreis und ich bin wieder in meinem Hamsterrad:
Diese Freizeit, die ich für den AFM opfern könnte, opfere ich schon regelmäßig - ich opfere sie dabei bloß nicht dem AFM allein. Ich versuche bevorzugt all das zu tun, was mich auch für den AFM weiter voran bringt - was leider nicht in jeder Situation möglich ist: Wenn eine Funktion zur Erzeugung von Druckdaten im Shop eingebaut werden soll, hat das null Berührungspunkte mit dem AFM - muss aber dennoch gemacht werden, wenn die Priorität darauf liegt.
Und wenn ich meine Steuererklärung für 2020 vorbereiten muss und das dringend wird, hat das leider auch Vorrang und keine Berüh... ok, das stimmt nicht ganz. Während ich die gemacht habe, habe ich das Datenbank-Konzept für die neue Finanzübersicht um AFM erstellt (und mich von Calzifer darüber belehren lassen, was ich aus dem Bereich Rechnungswesen über die Jahre alles vergessen habe).
Wenn ansonsten nichts dringendes anliegt (selten), suche ich mir für Abends/Wochenende meist Aufgaben an meinem Verwaltungstool, die sich mit dem AFM überschneiden. So wie auch heute nachmittag schön für das Wochenende durchgeplant. Aber wenn mich dann meine Tochter fragt, ob wir am Wochenende die dritte Staffel von "Buffy the Vampire Slayer" schauen wollen, dann kann noch so viel eingeplant sein. Da wird der AFM verlieren. Immer. Sorry, AFM. ;)
FazitIch habe nicht zu viel versprochen, es wurde lang. Ob das nun hilfreich war oder nicht, das mag jeder für sich selbst entscheiden. :p
Rechtschreibfehler und unsinnige Formulierungen bitte ich zu entschuldigen. Aber angesichts der Uhrzeit lese ich mir den ganzen Stuss nicht nochmal durch.
Ob das alles so zum Ziel führt? Vielleicht ist das alles auch nur eine weitere Art der Prokrastination und ich rede mir bloß ein, im Hintergrund den AFM voran zu treiben, während ich auf der Stelle trete. Vielleicht mache ich zu viel für und zu wenig am AFM? Wir werden sehen.
Hoffentlich.